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[Rezension] “Little Fires Everywhere” von Celeste Ng

Es ist jetzt schon fast einen Monat her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Da es für mich aber ein ganz besonderer Roman war, habe ich mich dennoch dazu entschlossen, noch eine Rezension zu verfassen.

Inhalt

Little Fires Everywhere handelt von einer Kleinstadt namens Shaker Heights. Alles in diesem idyllischen Vorort ist geplant, geordnet und nahezu perfekt. Alles hat einen Sinn und einen Zweck. Strickte Regeln, die von Vorschriften für den Anstrich der Häuser bis zu festgelegten Ablageplätzen für die Müllsäcke, damit sich niemand über den unschönen Anblick  von Mülltonnen am Straßenrand ärgen muss, reichen, werden gerne von den Bürgern eingehalten. Jeder ist gerne Teil dieser Gemeinschaft und auch die Leben der Bewohner scheinen perfekt. Jeder scheint sich seines geplanten Lebenswegs absolut sicher zu sein, hat gute Schulnoten, einen interessanten und gutbezahlten Job, die perfekte Familie…
Elena Richardson ist ebenfalls so eine Vorzeigebürgerin. Als Reporterin für die örtliche Zeitung, Ehefrau eines Anwalts und Mutter von vier Kindern hat sie ihr ganzes Leben in diesem Vorort von Cleveland verbracht und diese Einstellung vollkommen verinnerlicht. Doch dann kommt die Künstlerin Mia Warren mit ihrer Tochter Pearl nach Shaker Heights und mietet eine Wohnung der Richardsons. Während Pearl ganz von den Richardsons beeindruckt ist, zieht es die Richardson-Kinder, besonders die jüngste Tochter und das schwarze Schaf der Familie Izzy, immer mehr zu Mia.
Dann will auch noch ein Bilderbuchehepaar ein kleines chinesisches Mädchen, welches von seiner Mutter zurückgelassen wurde adoptieren. Doch die Mutter kommt zurück, hat ihr Leben jetzt im Griff und den festen Plan ihre Tochter selber großzuziehen und plötzlich hat jeder in diesem friedlichen Örtchen eine eigene Meinung. Während Elena fest davon überzeugt ist, dass das Kind zu den Adoptiveltern gehört, die bereit sind dem Kind alles zu bieten, vertritt die alleinerziehende Mia die Meinung, dass ein Kind zu seiner leiblichen Mutter gehört und niemand danach beurteilt werden sollte unter extremen Umständen einmal eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Und plötzlich stellt Mrs. Richardson Mia und ihre Absichten immer mehr in Frage….
Könnte dieser kleine Funken zu einem Großbrand werden und das beschauliche, durchgeplante Leben der Richardsons vielleicht zu Schutt und Asche verbrennen?

“All up and down the street the houses looked like any others – but inside them were people who might be happy, or taking refuge, or steeling themselves to go out into the world, searching for something better. So many lives she would never know about, unfolding behind those doors.”


(Little fires everywhere, Celeste Ng, S. 335)

Meine Meinung

Ich liebe Geschichten, die einen hinter die Fassaden einer scheinbar perfekten Gemeinschaft blicken lassen, die Utopien in Frage stellen. Little Fires Everywhere ist so eine Geschichte, die zeigt, dass etwas Perfektes nicht immer perfekt für alle ist, dass in einer aufgesetzten Toleranz, meist eine gewisse Intoleranz lauert, eine Geschichte, die unterschiedliche Meinungen und Lebensentwürfe beleuchtet.
Celest Ng erschafft unglaublich lebendige Charaktere, die zu Beginn noch  scheinbaren Klischees entsprechen, im Lauf der Geschichte aber dann immer mehr Tiefe und unvorhergesehen Facetten erlangen.
Durch die unterschiedlichen Charaktere wird deutlich, das kein Lebensentwurf, mag er noch so perfekt zu dem einzelnen passen, perfekt für alle ist. Es wird deutlich, dass Menschen sich ändern genauso wie ihre Einstellungen. Anders herum steht hinter jeder Einstellung, hinter jedem Lebensplan eine Geschichte und oftmals Kompromisse. Das macht dieser Roman mit seinen vielfältigen Charakteren wunderbar deutlich.

“All her life, she had learned that passion, like fire, was a dangerous thing. It so easily went out of control.”

Little fires everywhere, Celeste Ng, S. 141

Der wohl interessanteste Charakter ist Izzy, die jüngste Tochter der Richardsons und das schwarze Schaf der Familie. Obwohl sich alle in Shaker Heights für wahnsinnig tolerant halten, passt Izzy irgendwie nicht hinein und wird dafür von den Eltern umso strenger beurteilt.
An ihrem Charakter wird somit schon die Falschheit dieser vorgeschobenen Idylle und Perfektion deutlich. Für Izzy ist Shaker Heights mit all seinen Normen und Regeln eben nicht perfekt. Als sie Mia kennenlernt, erfährt sie endlich die Anerkennung, die sie braucht und als Elena dann ungeahntes über Mias Vergangenheit in Erfahrung bringt, ahnt sie nicht, was sie damit lostritt.

“‘Well?’ said Mia. ‘What are you going to do about it?’
It was not a question Izzy had been asked before. Until now her life had been oe of mute, futile fury.”

Little fires everywhere, Celeste Ng, S. 79

Jetzt könnte man denken, dass es sich bei diesem Buch um eine reine Charakterstudie handelt, doch auch an Spannung fehlt es nicht.
Denn obwohl der Titel zunächst nach einer Metapher klingt und einfach verschiedenste Konflikte vermuten lässt, beginnt der Roman tatsächlich damit, dass es brennt, bevor die Geschichte dann wieder zum Einzug von Mia und Pearl zurückspringt. Als Leser weiß man also direkt, dass etwas ganz schön schiefgelaufen sein muss in diesem idyllischen Örtchen. Was genau passiert ist, erfährt man dann Häppchen für Häppchen, genauso, wie man nur langsam etwas über Mias Vergangenheit erfährt. Da man weiß, wo all das hinführt, übt der Roman natürlich einen ziemlichen Sog aus.

Remember, Mia had said: Sometimes you need to scorch everything to the ground and start over. After burning the soil is richer, and new things can grow. People are like that, too. They start over. They find a way.

Little fires everywhere, Celeste Ng, S. 324

Fazit

Little Fires Everywhere ist spannend und nachdenklich stimmend zugleich. Man kommt nicht umhin, sich selbst nach Shaker Heights zu denken, sich in die Figuren hineinzuversetzen, zu versuchen, die Meinungen und Entscheidungen der Charaktere nachzuvollziehen und die eigenen Einstellungen zu überprüfen. Dieser Roman zeigt, dass in scheinbarer Perfektion unweigerlich Fehler liegen, sobald mehrere Menschen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammenkommen und diese beurteilen. Von mir gibts eine klare Leseempfehlung und der Debütroman der Autorien Everything I never told you wandert direkt auf meine Wunschliste!

Angaben zum Buch // Werbung


Titel: Little Fires Everywhere
dt. Titel: Kleine Feuer überall
Autorin: Celeste Ng
Verlag: Penguin Books
erschienen: 12. September 2017
Seiten: 352
ISBN: 978-0735224292
Preis (Taschenbuch): 11,00€





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