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Rezension: “Palast der Finsternis” – Stefan Bachmann

Willkommen im unterirdischen Horrorkabinett

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Titel: Palast der Finsternis
Originaltitel: A drop of Night
(erschienen 2016 bei Greenwillow Books)
Autor: Stefan Bachmann
Übersetzung: Stefanie Schäfer
Verlag: Diogenes
erschienen am: 23.08.2017
Seitenzahl: 397 Seiten
Preis: 18,90 € (eBook: 14,99€)
ISBN: 978-3257300550

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Kurzbewertung

Der erste Eindruck: 5Sterne
Die Story:
4Sterne
Die Charaktere: 
4,5sterne
Die Erzähltechnik: 5Sterne

Der Schreibstil:
5Sterne
Die Aussage:
4,5sterne
Titel und Cover:
5Sterne

Mein Fazit: 4,7 Sterne

Inhalt

Anouk ist eine Außenseiterin. Sogar in ihrer Familie ist sie das “schwarze Schaf”: meistens mies drauf und nicht auf andere Menschen angewiesen…denkt sie zumindest.
Als sie dann von der mysteriösen Sapani Corporation eingeladen wird, bei der Erforschung eines unterirdischen Palasts, die ein Adliger während der französischen Revolution als Zuflucht für seine Familie erbaut haben soll, mitzuwirken, greift sie diese Gelegenheit beim Schopfe, um ihr verhasstes Leben hinter sich zu lassen und endlich Anerkennung für ihre Fähigkeiten zu bekommen (sie hat nämlich nur die besten Noten, spricht mehrere Sprachen und studiert bereits Kunstgeschichte).
Gemeinsam mit vier anderen augewählten Jugendlichen trifft sie in Frankreich ein. Sie wurden gewarnt, dass diese Expedition gefährlich werden könnte und ihnen viel Stärke abverlangen würde, doch was sie hinter der Tür mit dem Schmetterlingswappen erwartet, ist nichts, womit sie jemals gerechnet hätten.

Meine Meinung

Es ist schwierig, meine Meinung zu diesem Buch zu erklären, ohne schon zu viel zu verraten, denn es geht sofort sehr spannend los.
Ein Überraschungsmoment jagt das nächste und beim Leser tun sich immer mehr Fragen auf. Warum, wurden diese Jugendlichen ausgewählt? Was versteckt sich im unterirdischen Palast, vor dem scheinbar auch die Sapanis selbst unglaubliche Angst haben? Wer sind die Sapanis eigentlich? Und was haben die Bessencourts damit zu tun?

Neben dem Erzählstrang um Anouk und die anderen Jugendlichen, springt die Erzählung immer wieder in das Jahr 1789 und wir erfahren wie die Adelsfamilie Bessancourt einen unterirdischen Palast erbaut und sich dann getrieben von den Revolutionären in diesem verschanzt. In diesem Erzählstrang wird aus der Sicht der jungen Aurélie de Bessancourt erzählt, die einen irgendwie an Anouk erinnert.

Neben den vielen Abenteuern, die die Jugendlichen erwarten und die das Buch zu einem absoluten Pageturner machen, tragen diese Zeitsprünge noch zusätzlich zum Spannungsaufbau bei, denn man fragt sich immer mehr, wie diese Erzählstränge wohl am Schluss zusammenhängen.

Die nervenaufreibende Spannung ist aber nicht alles, womit das Buch mich überzeugt hat.
Anouk ist eine sehr interessante Protagonistin, die im Laufe der Geschichte eine unglaubliche Entwicklung durchmacht.
Zu Beginn merkt man, dass die Jugendlichen sich nicht besonders gut leiden können. Sie bilden sich viel darauf ein, für dieses Unternehmen ausgewählt worden zu sein und haben offenbar vor, eher als Einzelkämpfer in diesem aufzutreten. Spätestens, als sie die Tür zum unterirdischen Palast hinter sich lassen, sollte aber allen klar sein, dass sie das wohl vergessen können.
Anouk ist sozial ziemlich verbittert. Gerade durch ihre familiären Verhältnisse, die zu Beginn für den Leser auch erstmal nur hinter einem großen Fragezeichen stehen, ist sie nicht besonders gut auf andere Menschen zu sprechen. Sie ist sehr sarkastisch obwohl in ihren inneren Monologen auch immer wieder ein bisschen Traurigkeit mitschwingt. Dies führt häufig zu sehr klugen Sprüchen oder Gedankengängen, die mir als Leser im Gedächtnis geblieben sind.
Die anderen Charaktere, die Jugendlichen Lilly, Hayden, Will und Jules hätten für meinen Geschmack noch etwas näher beleuchtet werden können. Dafür ist in der kurzweiligen Geschichte, in der eine Überraschung und ein Schreck dem nächsten folgt, aber zu wenig Platz und stört somit auch wenig. Über den Leiter der Expedidion Prof. Dorf erfahren wir hingegen immer mehr.

Besonders hervorheben möchte ich noch den tollen Schreibstil. Der Autor benutzt eine Fülle an Metaphern und Vergleichen, die die düstere Atmosphäre des unterirdischen Horrorkabinetts und die Gefühle der Protagonistin für den Leser greifbar machen.
Wie bereits beschrieben, äußern sich diese auch oft in interessanten Gedankengängen von Anouk.

“Wenn andere dich haben weinen sehen, ist es als besäßen sie einen Teil von dir. Es ist, als hätte man sich ein Stück weit geöffnet, und sie hätten durch den Panzer geblickt, den man normalerweise trägt, und einen sorgältigen, langen Blick auf den schreienden, außerirdischen Irren darunter geworfen.” (S. 212)

Aussagen wie diese machen zum einen die Protagonistin sehr authentisch und konfrontieren den Leser zum anderen mit Weisheiten , die dieser an sich selbst überprüfen kann. Die “Gemeinsam sind wir stark”-Aussage wird durch die charakterlichen Veränderungen der Figuren deutlich und schwingt somit eher subtil mit, als dass sie einem wie so oft offensichtlich um die Ohren gehauen wird.
Neben der spannenden Unterhaltung, war dieser Roman somit für mich immer wieder auch aus soziologischer Sicht interessant.

Das Cover des Buches ist unglaublich. Lasst euch nicht von den Abbildungen im Internet in die Irre führen. In Wirklichkeit schimmert es blau-grün-metallisch und zwar aus jedem Blickwinkel anders. Für die sonst so schlichten Diogenes-Cover ist dieses also eine echte Ausnahme! Es ist wunderschön und gibt schonmal einen Vorgeschmack auf die düstere, mystische Stimmung des Romans.

Fazit

Insgesamt ist es eine sehr spannende und schlüssige Geschichte, die Realität und Fantasy-Elemente sehr gut zusammenführt und somit eine breite Leserschaft anspricht. Die Geschichte wurde für mich an keiner Stelle langweilig, eher hätte ich mir hin und wieder etwas mehr Informationen und ausschweifende Beschreibungen gewünscht, denn für bildhafte Erzählungen hat der Autor wirklich ein Händchen. Am Ende ging mir alles ein bisschen zu schnell…
Nur eine Kleinigkeit hat mich gestört, welche für mich einen klitzekleinen Logikfehler darstellt, den ich aber hier nicht nennen möchte, da es sich um einen Spoiler handeln würde. Die Gesamtwirkung des Buches hat dieser jedoch für mich nicht gestört. Alles in allem ist fand ich es wunderbar und ein wahres Lesevergnügen! Ich bin außerdem gespannt, wann es verfilmt wird, denn das Setting und einige Szenen lassen sich bestimmt sehr bildgewaltig umsetzen…
Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung!

 

Dieses Buch habe ich auf wasliestdu.de für eine Leserunde gewonnen! Vielen Dank für das Freiexemplar!

 

Eure Ricy

 

 

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