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Rezension: “Red Rising” – Pierce Brown

Ja, es ist mal wieder eine Dystopie und ja, mit einem jugendlichen Protagonisten. Man sollte meinen, dass den Autoren langsam die Ideen für solche Geschichten ausgehen und dennoch gibt es immer wieder tolle Bücher die sich in den Erfolgsfeldzug von Die Tribute von Panem, Die Bestimmung und Co einreihen. So zum Beispiel Red Rising!

Das Buch ist schon etwas älter, weshalb es wahrscheinlich schon die allermeisten, die dieses Genre mögen, gelesen haben. Ich selber schleiche schon seit einiger Zeit um diese Reihe herum, meine Unsicherheit genährt durch meine mit zunehmendem Alter, zunehmende Abneigung gegen das Young Adult Genre. Ich wurde positiv überrascht und hatte schon lange kein solches Binge-Reading Erlebnis mehr, wie mit diesem Buch.

Worum es geht…

Darrow ist ein Roter, das bedeutet er und seine Familie arbeiten wie alle Roten in den Minen des Mars, um einen Rohstoff zu fördern, der die Oberfläche des Mars bewohnbar machen soll. Eine ehrenhafte Aufgabe, für die sie von der Regierung immer gelobt werden. Sie seien Pioniere, die ihr Leben dafür einsetzen, die Zukunft der Menschheit zu sichern.
Darrow geht in dieser Aufgabe voll und ganz auf. Als “Höllentaucher” führt er einen der riesigen Bohrer. Seine Frau ist kritischer und stellt diese Weltbild in Frage. Aufgrund eines gefühlt winzigen Akts der Rebellion wird sie hingerichtet. Um ihr Opfer in Ehren zu halten, wendet auch Darrow sich von seinem zuvor blinden Gehorsam ab und erfährt ein schreckliches Geheimnis: Der Mars ist längst bewohnbar und die Goldenen (die Reichen und Mächtigen) leben dort in nahezu grenzenlosem Luxus. Aufgenommen von einer geheimen Rebellen-Organisation, kommt ihm die verantwortungsvolle Aufgabe zu, zu einem Goldenen zu werden, um in deren prestigeträchtiges Institut aufgenommen zu werden – eine Art Elite-Akademie, an der die reichen Söhne und Töchter der Goldenen zu den mächtigsten Menschen des Sonnensystems ausgebildet werden sollen. Darrow gibt alles, um dort erfolgreich zu sein und irgendwann das System, das die Goldenen sich aufgebaut haben dann von innen heraus zerstören zu können.

Meine Meinung

Red Rising hat es geschafft, mich von der ersten Seite an zu fesseln. Die Geschichte liest sich so angenehm leicht und durch die Spannung fliegen die Seiten nur so dahin.
Zugegeben, vieles ist an der Story nicht unbedingt neu. Jugendliche Protagonisten die, einst so angepasst, plötzlich totalitäre Strukturen in ihrer Lebenswelt erkennen und diese aufbrechen wollen, sind ja nicht gerade selten in der Welt der Jugendliteratur.
Dennoch finde ich das Setting spannend. Red Rising findet nicht an einem fiktiven Ort irgendwo auf der Erde statt, sondern auf dem Mars, irgendwann in ferner Zukunft, wenn es tatsächlich vorstellbar sein könnte, dass die Menschen versuchen, diesen bewohnbar zu machen.
Einige weitere Klischees, die für mich mittlerweile fast unweigerlich mit diesem Genre im Bereich der Jugendbücher einhergehen, musste ich dennoch auch hier erkennen, sie haben mich aber nicht gestört, da sie meiner Meinung nach zum Spannungsaufbau beitragen. So z.B. die unglaublich schnellen Szenewechsel. Es gab nicht ein paar Seiten, in denen der Protagonist ein wenig innehalten konnte, immer passierte irgendetwas, als würde sich der Autor darum sorgen, andernfalls das Interesse der Leser zu verlieren. Das ist zwar wie gesagt schön für den Spannungsaufbau, dafür, dass man ein Gefühl für die Charaktere bekommt, finde ich es jedoch sehr hinderlich: der Protagonist hat ja keine Zeit über das Geschehen nachzudenken.
Was sich zum Glück einigermaßen in Grenzen hielt, war die in Jugendbüchern häufig zu findende Tendenz, den Protagonisten dem Leser alles mit seinen Gedanken erklären zu lassen. Sowas nervt mich nämlich unglaublich. Hier kam es selten vor oder es ist mir aufgrund des spannenden Plots nicht wirklich aufgefallen.
Wie schon gesagt, kamen mir die Charaktere etwas zu kurz. Ich hoffe, dass sich das in den Folgebänden ändert. Ich habe sogar das Gefühl, dass Darrows Mitschüler, Verbündete sowie Kontrahenten, facettenreicher und interessanter sind als der Protagonist selbst. Aber wie gesagt, vielleicht ändert sich das ja noch.
Hervorzuheben ist, dass trotz einer sehr politischen bzw. moralischen Intention, mit der Darrow diesen Weg auf sich nimmt, diese nicht ständig im Vordergrund steht, was die ganze Geschichte für mich authentischer macht. Darrow hat zwar ein klares Ziel, lernt aber auch, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt. Natürlich ist das die Aussage, worauf die Geschichte wahrscheinlich hinauslaufen wird, dennoch wird darauf nicht ständig explizit hingewiesen. Sondern Darrow scheint diesen Zwiespalt, in den er da unweigerlich hineingeraten muss, noch gar nicht wirklich wahrzunehmen. Dies gibt dem Roman meiner Meinung nach eine subtile Bedeutung, eine Tiefe die ansonsten eher fehlt. Ich bin besonders gespannt, wie dieser Zwiespalt in den Folgebänden noch aufgearbeitet wird.

Fazit

Red Rising war für mich der Inbegriff eines Pageturners – leichte Sprache, keine großartigen Sprünge in der Erzählung und dazu eine ständige Spannung. Natürlich muss man sich mit einigen Aspekten eines typischen Jugendbuchs anfreunden: Ich-Erzähler, Präsens, hohes Tempo, schnelle Szenenwechseln ohne viel Tiefe in bestimmten Situationen. Aber insgesamt ein sehr unterhaltsames Buch. Der zweite Band liegt schon auf meinem SuB bereit!

Angaben zum Buch

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Titel: Red Rising
Autor: Pierce Brown
Übersetzung: Bernhard Kempen
Verlag: Heyne (als Gebundene Ausgabe erschienen am: 27. Oktober 2014)
Seiten: 576
ISBN: 978-3453534414
Preis (Taschenbuch): 12,99 € (eBook: 9,99€)

Link zum Buch *

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(c) Cover: Heyne Verlag
Beitragsbild: Ricarda Schneider

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