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[Rezension] “Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten” von Debbie Tung

Heute erscheint dieses wunderbare Comic Buch im Loewe Verlag! Wie sehr würde ich mir wünschen, es meinem 14-jährigen Ich in die Hand drücken zu können…

In Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten begleiten wir Debbie durch ein paar Jahre ihres Lebens. Debbie ist eine junge Frau, die nicht sehr gerne unter Menschen geht und einen gemütlichen Abend auf der Couch, jeder Party vorziehen würde. Die Welt ist ihr oft zu laut, Small-Talk strengt sie an und neue Menschen kennenzulernen stresst sie. Lieber taucht sie bei einer Tasse Tee in ein gutes Buch ein und bleibt alleine zuhause. Doch die Uni, später der Job und das gesellschaftliche Leben verlangen Offenheit und Kommunikationsstärke und so setzt sie sich selber unter Druck, irgendwie diesem Ideal zu genügen. Sie glaubt, mit ihr stimme etwas nicht, da sie einfach nicht in diese Welt zu passen scheint.
Mit der Zeit beginnt sie aber, ihre Introvertiertheit zu akzeptieren und sieht ein, dass sie vollkommen okay ist, wie sie eben ist. Sie fängt an, sich nicht immer nur zu fragen, wie sie sich verbiegen muss, um in diese Welt zu passen, sondern ihre Bedürfnisse ernstzunehmen und ihren Alltag an diese anzupassen. Eine große Hilfe ist dabei auch ihr Freund und späterer Ehemann, der zwar ganz ander ist als sie und stets gerne von vielen Menschen umgeben ist, der sie aber nie unter Druck setzt oder kritisiert, sondern sie ernst nimmt und versucht, ihr schwierige Situationen zu erleichtern.

Dieser Comic erzählt keine durchgängige Geschichte, sondern zeigt einzelne Situationen aus Debbies Alltag während ihres Studiums, ihres ersten Jobs, ihrer Beziehung und Momente, in denen sie einfach nur alleine ist. Und ich wette, jeder auch nur annähernd introvertierte Mensch kennt diese Situationen und kann sie absolut nachempfinden!

Die Illustrationen in diesem Comicbuch sind sehr schlicht, aber meiner Meinung nach sehr aussagekräftig. Ich konnte mich absolut in Debbies Gefühls- und Gedankenwelt hineinfühlen. Insgesamt ist das Buch sehr minimalistisch gehalten. Auch Text gibt es verhältnismäßig wenig, was es umso erstaunlicher macht, wie viel mit so “wenig” ausgedrückt werden kann.
Leider habe ich das Buch somit viel zu schnell verschlungen. Aber das macht nichts, denn ich danke, dass es eins dieser Bücher ist, dass man immer wieder lesen kann und das einem auch immer wieder etwas geben kann. Es ist einfach ein Wohlfühlbuch, das introvertierten Menschen zeigt, dass sie okay sind.
Ich würde dieses Buch gerne meinem 14-jährigen Ich in die Hand drücken. Aber auch für mein fast 30-jähriges Ich, ist es wie Balsam für die Seele. Schon als ich den Klappentext gelesen habe wusste ich: das ist ein Buch für mich! oder viel mehr: das ist ein Buch über mich!

Das Thema Introvertiertheit und Schüchternheit wird hier auf so sensible, ehrliche und authentische Weise behandelt, dass ich es wirklich nur jedem empfehlen möchte. Auch Menschen, die diese Gefühle selber nicht kennen, kann es helfen, zu verstehen, was in Menschen vorgeht, die eben etwas stiller sind.
Zwar ist Debbie in diesem Comic eine junge Frau, aber ich denke, dass das Buch auch besonders Jugendlichen helfen könnte, die vielleicht gerade besonders darunter leiden, dass sie sich nicht trauen, in der Klasse vor anderen zu sprechen oder die sich auf Partys überfordert fühlen und denken, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.
Debbie zeigt uns, dass wir alle okay sind.
Aber auch für die, die schon oft genug aus ihrer Comfortzone hüpfen mussten und sich deswegen an das laute, hektische und gesellige Leben angepasst haben kann Quiet Girl ein wahrer Bücher-Schatz sein. Denn auch wenn man nach jahrelangem Anpassungstraining mittlerweile nicht mehr möglichst jeder Party aus dem Weg geht und in Teamsitzungen auch gerne mal deutlich seine Meinung vertritt, kennen viele wahrscheinlich trotzdem dieses Gefühl, sich oft einfach nur noch zurückziehen zu wollen, die Lautstärkeregeler des Lebens etwas herunterzudrehen und alleine zu sein. Ich weiß, wovon ich rede und habe es schonmal Scherzhaft meinen “sozialen Muskelkater” genannt und mich sehr verstanden gefühlt, als ich nun fast denselben Begriff in diesem Buch fand!

Dieses Comicbuch durchzublättern fühlte sich insgesamt ein bisschen so an, wie sich nach einem lauten und antrengenden Tag unter einer warmen Decke zu verstecken. Große Leseempfehlung!

Vielen Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Titel: Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten
Autorin/Illustratorin: Debbie Tung
Übersetzung: Katharina Hartwell
Verlag: Loewe Verlag
erschienen am: 12.01.2022
Seiten: 184
ISBN: 978-3-7432-1079-0
Preis (Gebundene Ausgabe): 15,00€

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2 Kommentare

  • Tanja von Der Duft von Büchern und Kaffee

    Hallo Ricy,
    ich habe Quiet Girl im Januar gelesen. Die Geschichte hat mir sehr gefallen. Ich mochte Debbies als Figur unglaublich gerne und habe mich auch in einigen Punkten ihres Denkens wiedererkennen können. Ich finde die Autorin hat hier eine sehr schöne Botschaft in eine locker-leichte Geschichte verpackt. Nämlich die, dass man nicht nur “anders” sein kann sondern auch sich erlauben sollte anders zu sein.

    Der Erzählstil im Comic-Format hat mir bei dieser Geschichte auch sehr gefallen. Ich finde dadurch hat der feine Humor nochmal eine schöne zusätzliche Nuance erhalten.

    Liebe Grüße
    Tanja

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