Monatsrückblick März 2020 – gelesen-gesehen-gehört
Was für ein Monat. Während wir Anfang März noch alle mit unseren Alltagssorgen beschäftigt waren, ist die Welt wie wir sie kannten nun innerhalb weniger Wochen vollkommen aus den Fugen geraten und das Leben auf noch unbestimmte Zeit im Ausnahmezustand.
Für mich zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, weshalb ich da gerade besonders dran zu knabbern habe. Nach meiner Brustkrebserkrankung im letzten Jahr habe ich mir für 2020 alles Mögliche vorgenommen – nur nicht, schon wieder zuhause rumzusitzen. Aber ich bin gesund und will mich daher nicht beschweren!
Eins ist klar: weltweite Katastrophen und Apokalypseszenarien habe ich dann doch lieber in der Fiktion!
Kommen wir nun also zu dem, womit ich versucht habe, mich in dieser schwierigen Zeit etwas abzulenken. Leider fühle ich mich zwischendurch immer wieder wie gelähmt, habe Schwierigkeiten mich zu konzentrieren – ich glaube, so geht es momentan vielen – und habe daher deutlich weniger gelesen, als ich es mir vorgenommen hatte.
Gelesen
“Crazy Rich Asians” von Kevin Kwan
Schon lange stand dieses Buch auf meiner Wunschliste und zum Glück habe ich endlich dazu gegriffen! Ich habe die Geschichte um die verrückten, reichen Asiaten geliebt!
Rachel wird von ihrem Freund Nick eingeladen, den Sommer bei seiner Familie in Singapur zu verbringen und ihn dort zur Hochzeit seines besten Freundes zu begleiten. Da ahnt Rachel noch nicht, dass Nicks Familie zu den reichsten Familien Asiens gehört. Da kosten Abendgarderoben für ein Dinner im engsten Familienkreis schnell mal an die Million und der Junggesellinnenabschied wird natürlich auf einer eigenen Insel gefeiert. Und dass Rachel nicht gewusst hat, dass sie sich einen der reichsten Erben Asiens angelacht hat, nimmt ihr natürlich auch so schnell keiner ab, was daher schnell zu Neid und Feindseligkeiten führt.
In Rezensionen liest man immer wieder den Vergleich mit Jane Austens Stil und das kommt hin! Eine clevere, lustige, scharfsinnige und spannende Darstellung der gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Superreichen Singapurs (nein nicht einfach nur reich, sondern crazy rich!). Eine Geschichte in die man einfach abtauchen kann, die einen bestens unterhält und einfach Spaß macht. Zum Glück wartet schon Band 2 auf mich!
“Marianengraben” – Jasmin Schreiber
Ein Buch, das sich gefühlvoll, authentisch, aber auch mit Humor dem Thema Trauer nähert!
Paula hat ihren deutlich jüngeren Bruder Tim verloren, der mit gerade mal 10 Jahren im Urlaub ertrunken ist. In dem Familienurlaub, in den Paula nicht mitkommen wollte, weil sie keine Lust hatte. Seither plagen sie schwere Schuldgefühle und sie steckt tief in einer Depression.
Auf Rat ihres Therapeuten hin, besucht sie endlich wieder sein Grab – und zwar nachts, weil sie niemandem begegnen will. Der Plan geht nicht ganz auf, denn dort trifft sie auf Helmut, der gerade dabei ist, die Urne seiner Freundin Helga auszubuddeln, der er vor ihrem Tod versprochen hatte, noch einmal mit ihr in die Berge zu fahren. Nun möchte er sein Versprechen einlösen. Kurzentschlossen begleitet Paula ihn und seine neurotische Hündin Judy auf eine abenteuerliche Reise in einem altersschwachen Wohnmobil in die Berge.
Während Paulas Erinnerungen an ihren Bruder, zu dem Sie eine sehr innige Beziehung hatte, unglaublich berührend sind, sind die Gespräche mit Helmut und die ganze Situation in der die beiden Trauernden zusammen gestrandet sind oft urkomisch, skurril und amüsant und trotzdem sprühen die Dialoge vor Wahrheit. Und so finden beide einen Weg mit ihrer Trauer umzugehen. Hach, so ein berührendes Buch, das einen ein paar Tränen verdrücken und auch lachen lässt! Unbedingt lesen!
“Dubliner” – James Joyce
Endlich habe ich es mal wieder geschafft, einen Klassiker zu lesen! In Dubliner beschreibt Joyce in insgesamt 15 Kurzgeschichten das Leben einfacher Menschen im Dublin des 20. Jahrhunderts. Aus dem Alltag gegriffen, ungeschönt. Dubliner gilt als guter Einstieg in die Werke des Autors und es hat mir gefallen. Vielleicht wage ich mich dann doch irgendwann an den großen Ulysses heran. Hier kommt ihr zu meiner Rezension zu Dubliner!
“Picknick im Dunkeln” – Markus Orths
Dieses Buch war in der Schmökerbox enthalten, die ich im Februar auf Instagram gewonnen habe!
Es handelt sich bei der Geschichte um ein interessantes Gedankenexperiment: Der Filmkomiker Stan Laurel und der berühmte Denker und Geistliche Thomas von Aquin treffen in einem dunklen Tunnel aufeinander. Sie wissen nicht, warum sie dort sind oder wo der Tunnel hinführt und gehen einfach gemeinsam los. Dabei erzählen sie sich jeweils von ihrem Leben. Zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eins im Mittelalter und vollkommen dem Glauben, der Philosophie und dem Denken verschrieben und das andere im 20. Jahrhundert und dem Schauspiel, der Liebe, der Komik, dem Lachen und der Arbeit mit seinem Filmpartner Oliver Hardy gewidmet.
Warum treffen gerade diese beiden Personen hier aufeinander? Und wohin führt der Tunnel? Das versuchen sie herauszufinden.
Der Roman ist still, nachdenklich und philosophisch, konnte mich aber leider, obwohl ich die biografischen Infos über die beiden Persönlichkeiten sehr interessant fand, nicht ganz abholen.
Gesehen
Ich habe eine neue “Guilty Pleasure”-Serie für mich entdeckt: Riverdale!
Mittlerweile bin ich in der Mitte der dritten Staffel angekommen und es wird immer verrückter und absurder, aber ich kann nicht aufhören!
Riverdale
Eine Kleinstadt, in der ein Mord passiert und ein paar High School Kids, die neben ihren alltäglichen Problemen mit Schul-AGs, Eltern und Beziehungen, anfangen diesen aufzulösen – das geht ja noch.
Wobei wir schonmal direkt darüber hinwegsehen müssen, dass 16-jährige in amerikanischen Highschool-Serien immer merkwürdig erwachsen aussehen (kein Wunder, die Schauspieler*innen sind ja auch Mitte 20) und sich auch so verhalten, wenn sie gleichwertig bei den Intrigen der Erwachsenen mitmischen (die Eltern aber dann aus allen Wolken fallen, wenn sie herausfinden, dass das “unschuldige” Töchterchen Sex hatte…).
Wenn dann auch noch das organisierte Verbrechen in dem Städchen Einzug erhält, Gangs gegeneinander kämpfen, es einen maskierten Mörder gibt, der die Stadt von den Sündern befreien will (Spoiler: das sind fast alle!), immer mehr von der mörderischen oder zumindest kriminellen Vergangenheit der alteingesessenen Familien zum Vorschein kommt, Gefängnisdirektoren illegale Fight-Clubs organisieren, Cheerleader (mit total gestellten High School-Musical-Einlagen – von der ganzen Musical-Folge wollen wir gar nicht erst anfangen) vorm Gefängniszaun den zu Unrecht eingesperrten Liebsten anfeuern und ein mysteriöses Spiel die Grenzen zwischen Rollenspiel und Realität verschwimmen lässt, wirds irgendwann schon sehr überspannt! Und das sind ja nicht mal alle total abgehobenen Handlungsstränge, aber ich will nicht mehr ins Detail gehen, um niemanden zu spoilern und an die gestelzten Dialoge habe ich mich schon gewöhnt. Und trotz aller Klischees, der Vorhersehbarkeit, trotz allem Kitsch und den total unglaubwürdigen Szenarios und teilweise unlogischen Handlungen der Charaktere, macht die Serie irgendwie süchtig und ist – zumindest für mich – gerade jetzt perfekt, um einfach mal abzuschalten! Momentan bin ich gespannt, ob dieses Wirrwarr und sich im Kreis Drehen der einzelnen Handlungsfäden nochmal irgendwann eine logische Auflösung findet…wir werden sehen!
Wer High School-Drama gepaart mit Mystery à la Pretty Little Liars mag, sollte hier mal reinschauen, aber auch nicht zu viel erwarten!
Gehört
Was macht man in einer besonderen Situation? Richtig, erstmal eine passende Playlist erstellen.
Deshalb habe ich auch eine “Songs for Corona-Lockdown” Playlist erstellt, mit Songs, die zur Situation passen. Man wundert sich, wie viele das sind. Irgendwann hat auch eine Freundin angefangen, diese mitzubearbeiten und plötzlich kam da einiges zusammen! Ständig geht es mir so, dass ich im Radio oder so beim Browsen einen Song höre und merke, dass auch der irgendwie zur Situation passt und so wird diese Playlist immer weiter ergänzt und läuft bei mir gerade in Dauerschleife. Man muss die Sache ja irgendwie mit Humor nehmen! Genre-technisch ist für alle Geschmäcker was dabei. Hier kommt ihr zu der Playlist!
Und sonst so?
Naja, sonst ist nicht viel passiert, außer -wie ja fast überall – viele Unsicherheiten und Herausforderungen auf der Arbeit und im Privaten, die der Corona-Krise geschuldet sind. So konnte ich das erste Mal in meinem Arbeitsleben als Sozialpädagogin Home-Office machen. Und es ist definitiv nichts für mich!
Sonst nutze ich das schöne Wetter, um zu Laufen oder mit meinem Hund spazieren zu gehen – natürlich immer mit Mindestabstand! (zu anderen Menschen, nicht zum Hund!)
So, das war es erstmal von mir. Bleibt gesund und so viel wie möglich zuhause!
Wie war euer März? Konntet ihr in spannende Bücher abtauchen, euch von Serien ablenken oder von Musik Mut machen lassen?
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