[Rezension] “So wie du mich kennst” von Anika Landsteiner
Dieses Buch hat sich nach einem sehr leseintensiven Wochenende schnell zu einem Jahreshighlight für mich entwickelt!
Karlas Leben ist aus den Fugen geraten. Ihre Schwester Marie ist bei einem Unfall in New York ums Leben gekommen. Immer waren sie unzertrennlich und auch als Marie der Liebe wegen nach Amerika zog, während Karla sich ein bescheidenes Leben in der fränkischen Heimat aufbaute, konnte das ihre tiefe Verbundenheit nicht mindern. Mehrere Wochen im Jahr verbrachte Karla bei ihrer Schwester, sie waren immer in Kontakt und teilten alles miteinander.
Doch nun ist Marie nicht mehr da und Karla reist noch einmal nach New York, wo Marie zuletzt als Fotografin lebte, um die Wohnung ihrer Schwester aufzulösen. Ihre Trauer ist überwältigend und als sie dann auch noch auf etwas stößt, was sie vermuten lässt, dass Marie ihr doch nicht alles erzählt hat, bringt das ihre Welt erst recht ins Wanken. Was hat ihre Schwester erlebt, was hat sie in den letzten Wochen vor ihrem Tod beschäftig und was hatte sie mit dem Ehepaar von gegenüber zu tun, in dessen Wohnung man über den Innenhof so einen guten Einblick hat. Und vor allem, wie soll das Leben ohne Marie für sie nun weitergehen?
Das sind die Fragen mit denen Karla sich auseinandersetzen muss, während die Tage in der Wohnung ihrer Schwester vergehen und sie mit der Auflösung nur schwer vorankommt.
Karla und Marie zwei so unterschiedliche Schwestern, die sich so unglaublich nahe stehen, die ihre unterschiedlichen Lebenskonzepte leben und trotzdem immer miteinander verbunden bleiben. Nach der Lektüre habe ich das Gefühl sie zu kennen, so wunderbar facettenreich hat Anika Landsteiner diese Charaktere erschaffen und es bleibt nicht bei diesen beiden. Auch die anderen Figuren wirken so unglaublich lebendig und authentisch.
Während man Karla dabei begleitet, wie sie nach New York reist und versucht mit der ganzen Situation klarzukommen, werden immer wieder Kapitel aus Maries Sicht eingeschoben, die Szenen aus den letzten Wochen vor ihrem Tod zeigen.
In beiden Erzählsträngen gibt es auch immer wieder Rückblenden, Erinnerungen an frühere oft gemeinsame Erlebnisse der beiden Schwestern, die ihre besondere Beziehung zueinander, das was sie verbindet, aber auch das was sie unterscheidet, so deutlich machen. Gleichzeitig erfahren wie in diesen Rückblenden aber auch, was Marie erlebt hat und was sie nie jemandem erzählte.
Dieses Buch zeigt die Kontraste zwischen einem Dorf in Bayern und dem New Yorker Großstadtleben, aber auch dass man sich in beiden gleich fühlen kann. Es zeigt unterschiedliche Lebenskonzepte ohne diese zu bewerten und es zeigt, wie wenig wir manchmal einschätzen können, was in den Menschen vorgeht, die uns am nächsten stehen.
Dieser Roman hat mich so mitgerissen, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte und am Ende habe ich sogar ein paar Tränen verdrückt, so sehr hat die Geschichte mich bewegt. Die eindringliche Sprache hat alles so lebendig erscheinen lassen, dass ich das Gefühl hatte, mit Karla durch die sommerlichen Straßen New Yorks zu laufen, neben ihr zusammenzubrechen und um ihre Schwester zu weinen.
Trotz der schwierigen Themen – neben der Trauer spielt auch das Thema der häuslichen Gewalt eine wichtige Rolle – ist es ein Buch, das Mut macht, das Leben in die eigene Hand zu nehmen und die Menschen, die einem nahestehen wertzuschätzen, genau hinzusehen und auch an den eigenen Sorgen und Problemen teilhaben zu lassen.
Was soll ich noch sagen? Lest dieses Buch! Ich werde jetzt definitiv die anderen Bücher der Autorin lesen müssen!
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an lovelybooks.de und den FISCHER Krüger Verlag!
Anzeige// Angaben zum Buch
Titel: So wie du mich kennst
Autorin: Anika Landsteiner
erschienen am: 28. April 2021
Verlag: FISCHER Krüger
Seiten: 352
ISBN: 978-3-8105-3074-5
Preis (Paperback): 16,99€
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