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[Rezension] “Wild Card” von Claudia Sammer

Vor zwei Tagen jährte sich zum zwanzigsten Mal ein schreckliches Ereignis. 9/11 – ein Terroranschlag. Etwas bis dahin Unvorstellbares geschah.
Jede*r hat die Bilder, die damals weltweit über die Fernsehbildschirme flimmerten, im Kopf. Die meisten, die damals schon lebten, wissen noch genau, wie sie davon erfuhren, was sie gerade taten, was sie dabei fühlten. Diese Fassungslosigkeit…

„Wild Card“ nennt man ein solches Ereignis: selten und überraschend, mit massiven Auswirkungen.
Und genau dieses Ereignis macht Claudia Sammer in ihrem Roman zum Ausgangspunkt.
Während sich zwei Fremde, die an diesem Tag zufällig aufeinandertreffen, durch das im Schock erstarrte New York wandeln, wird in Österreich der kleine Totte geboren. Für die zwei Fremden wird dieses gemeinsame Erlebnis der Beginn einer Jahre überdauernden Freundschaft, für Totte hingegen wird jeder Geburtstag auch von den kollektiven Erinnerungen an den Anschlag begleitet. Er freundet sich mit der Nachbarin Gitte an, die wie die Autorin selbst, Augenzeugin des Anschlags war und übernimmt ihre ihre Leidenschaft für die Sterne.

Es ist ein ruhiger Roman, der mich mit seiner Sprache aber ganz in seinen Bann ziehen konnte. Die Entwicklung der Protagonist*innen über die Jahre hinweg, mit dem Ursprung in den Trümmern einer zutiefst erschütterten Welt, steht ganz im Fokus. Es geht um das Gefühl des Verlorenseins in dieser unruhigen Welt, denn wie eine Protagonistin in einem Skype-Telefonat während der Corona Pandemie bemerkt:

„Dafür, das Wild Cards die Zuschreibungen überraschend und selten haben, treten sie ziemlich oft auf.“


Wir leben in einer unruhigen Welt, in der die Zukunft auch wegen des Klimawandels alles andere als sicher ist. Auch das drückt dieses Buch aus. Dennoch lässt es einen nicht ohne Hoffnung zurück. Menschen verändern sich, und mit ihnen auch die Menschheit. Das hat sie schon immer getan, das wird sie auch in Zukunft. Hoffentlich in die richtige Richtung. Und manchmal, so lernen wir von Gitte, hilft auch ein Blick zu den Sternen, die immer da waren und da sein werden, egal zu welchen Unruhen das Vorhandensein der Menschen auf der Erde führt…

Ein schmales Buch von nicht einmal 180 Seiten, das es dennoch schaffte mich zu berühren.
Insgesamt erschienen mir die zwei Erzählstränge und die über die Jahre beschriebenen Situationen etwas zusammenhanglos, was es für mich schwer macht, den Inhalt des Romans als Ganzes zu erfassen. Und hatte es etwas, das mich weiterlesen ließ und mich letztendlich in seiner Gesamtheit zum Nachdenken anregte.

Vielen Dank an Literaturtest und den Braumüller Verlag für das Rezensionsexemplar.

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Titel: Wild Card
Autorin: Claudia Sammer
erschienen am: 1. September 2021
Verlag: Braumüller
Seiten: 176
ISBN: 978-3992003075
Preis (Gebunden): 20,00€

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Ein Kommentar

  • Tina

    Hi Ricy,

    so ein “kurzes” Buch und doch so viel Inhalt.
    Ich finde den Handlungsstrang mit dem Jungen, der an 9/11 geboren ist furchtbar interessant. Aus dieser perspektive habe ich das noch nie betrachtet.
    Schön finde ich, wenn Hoffnung gesponnen wird, denn das ist wichtig zu dem weinenden auch das lachende Auge zu haben.

    Liebe Grüße
    Tina

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