Rezension: “Perfect – Willst du die perfekte Welt?” – Cecilia Ahern
(Achtung!! – Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil einer Reihe. Für alle, die Teil 1 noch nicht gelesen haben, enthält diese Rezension eventuell Spoiler!!)
Titel: Perfect – Willst du die perfekte Welt? (Teil 2)
(Teil 1: Flawed – Wie perfekt willst du sein?)
Autorin: Cecilia Ahern
Übersetzerin: Verlag: FISCHER FJB (17. November 2016)
Seitenzahl: 480
Preis: 18,99€ (Hardcover); 14,99 (eBook)
ISBN: 978-3841422361
Hier geht’s zum Buch.
Der erste Eindruck:
Die Story:
Die Charaktere:
Die Erzähltechnik:
Der Schreibstil:
Die Aussage:
Titel und Cover:
Mein Fazit: 3,6 Sterne
Inhalt
Celestine hat die Gnadenlosigkeit der Gilde am eigenen Leib erfahren.
Sie wurde gebrandmarkt, weil sie sich weigerte, ihre Menschlichkeit als Fehler darzustellen.
Doch anstatt sich nun den Regeln für Fehlerhafte zu unterwerfen und ein Leben als Mensch zweiter Klasse unter der ständigen Aufsicht ihrer Whistleblowerin zu führen, flieht sie und merkt schnell, dass sie nicht die Einzige ist, die dem System entwischt ist.
Bei ihrer Flucht hilft ihr Carrick, der Junge, der in Highland Castle die Zelle neben ihr bewohnt hat und der ungeplant Zeuge ihrer besonders grausamen Brandmarkung geworden ist.
Gemeinsam mit anderen Geflüchteten versuchen die Beiden nun alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Gilde zu stürzen. Und sie haben noch ein Ass im Ärmel. Eines das zeigen kann, dass die Gilde selbst fehlerhaft ist.
Meine Meinung
Der zweite Teil von Cecilia Aherns Dystopie behält definitiv die ständige Spannung seines Vorgängers bei und beginnt direkt mit einem kurzen Schockmoment. Dem Leser wird also sofort klar in welche Gefahr sich Celestine mit ihrer Entscheidung, sich gegen die Gilde zu wenden und zu fliehen, gebracht hat und wie schnell alle Hoffnung vorbei sein könnte.
Wieder einmal habe ich das Buch verschlungen und wollte es kaum aus der Hand legen.
Celestine wird als Galionsfigur für “Die Sache der Fehlerhaften” genutzt und durch ihre unverhältnismäßig harte Bestrafung und Verfolgung durch die Gilde und besonders Richter Crevan keimt in der Gesellschaft langsam Misstrauen bzw. Unverständnis dem System gegenüber. Dieser langsame Wandel und die immer wieder eingebauten Hinweise darauf, dass längst nicht jeder die Gilde unterstützt, haben mir gut gefallen.
Doch leider behielt Teil zwei auch die meiner Meinung nach eher oberflächliche Charakterdarstellung und die sehr erklärende Erzählweise aus Celestines Sicht aus Teil 1 bei. Zweiteres fand ich in diesem Teil sogar noch stärker ausgeprägt. Ich glaube man hätte “Flawed” gar nicht zuerst lesen müssen, um genau zu wissen was passiert ist, und wie Celestine das alles empfunden hat und welche Bedeutung das für den Verlauf der Geschichte hatte. Denn in ihren Monologen wird es immer wieder wiederholt.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Celestine und Carrick empfand ich weiterhin als sehr wenig authentisch. Bis zum Ende habe ich mich gefragt, was die Beiden eigentlich aneinander mögen. Carrick wollte Celestine (wenigstens zuerst) offensichtlich nur finden, weil sie sich als sehr wertvoll für die “Sache der Fehlerhaften” erwies. Und Celestine fühlt sich irgendwie mit ihm verbunden, weil er bei ihrer Brandmarkung dabei war und sie immer wieder aus ausweglosen Situationen rettet. Mehr ist da für mich nicht, außer dass Celestine irgendwie Mitleid für ihn empfindet, als sie mehr über seine Vergangenheit erfährt. Celsetine schwankt sogar weiterhin immer wieder zwischen ihren Gefühlen für Carrick und denen für Art, ihren Ex-Freund und Richter Crevans Sohn, der scheinbar die Seiten gewechselt hat…oder auch nicht…
Celestine bleibt für mich daher weiterhin ein sehr sprunghafter Charakter, den ich bis zum Ende nicht ganz durchschaut habe. Obwohl die ganze Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive erzählt wird, könnte ich nicht genau sagen, was sie als Mensch ausmacht. Ja sie ist stark, das muss sie ja auch sein, in Anbetracht der Situation, in die sie verwickelt ist. Ansonsten bleibt es bei den Erklärungen ihres Charakters, die jedoch wie ich finde nicht authentisch gezeigt werden.
Carrick bleibt für mich ähnlich flach. Wie schon in meiner Rezension zu “Flawed” beschrieben, bleibt er führ mich das Klischee des großen, schweigsamen Retters, mit einer schlimmen Vergangenheit – ein Stereotyp, der die Romanwelt vor allem im Young Adult Genre heutzutage förmlich überschwemmt.
Man erfährt in diesem Teil endlich etwas mehr über die Geschichte der Gilde, allerdings nur, dass sie irgendwie eine Übertragung der Erziehungsmethoden von Crevans Vater zu sein scheint. Was mir jedoch immer noch fehlt, ist die Beantwortung der Frage, wie Crevan (oder sein Vater vor ihm) denn überhaupt an die Macht gekommen ist. Nur weil ein Vater sagt: “Hey, ich Erziehe meine Kinder, indem ich sie für ihre Charakterfehler demütige – das könnten wir doch mal auf die ganze Gesellschaft übertragen!”, macht ja nicht gleich jeder mit.
Außerdem frage ich mich weiterhin, was das Ausland dazu sagt. Wir erfahren, dass es dieses System nur in Highland gibt, im Ausland könnten die Fehlerhaften frei leben. Wir erfahren auch, dass sich die Position Highlands in der Weltwirtschaft seit der Einführung des Fehlerhaften-Systems laut Gilde-Propaganda extrem verbessert habe. Eigentlich schwer vorstellbar, werden Staaten, die die Menschenrechte missachten doch von der freien Welt (vertreten durch die UNO) eher sanktioniert…
Das sind kleine Logiklücken, die mich an der Story gestört haben.
Neben dem wirklich gut aufgebauten Spannungsbogen, gefällt mir aber besonders die Aussage, die dieses Buch vor allem durch sein Ende hat und die durch den Titel Perfect meiner Meinung nach noch einmal hervorgehoben wird.
Eigentlich ist Celestine laut Gilde von einem perfekten Menschen zu einem Fehlerhaften geworden. Die Titelfolge deutet aber eine andere Reihenfolge an. Celestine ist durch ihre Fehler perfekt geworden?
Das ist die Aussage des Buches: Menschen machen Fehler und lernen daraus, werden dadurch zu besseren Menschen. Ein System, das Fehler verbietet oder als etwas Verwerfliches darstellt, um eine “perfekte Gesellschaft” zu erschaffen, ist also in sich fehlerhaft.
Diese Aussage ist sehr logisch und als Celestine diese vor Highland Castle in einer Rede vertritt, zeigt sie tatsächlich ihr logisches Denken, dass sie zuvor immer wieder beschrieben hat: Indem sie es als logischen (und menschlichen!) Prozess darstellt, Fehler zu machen, um zu erkennen, was funktioniert und was nicht und es beim nächsten Mal besser machen zu können. Zudem können Fehler auch Stärken sein. Nur weil eine Charaktereigenschaft von einem als Schwache aufgefasst wird, heißt es, dass diese nicht in einem anderen Licht betrachtet auch eine Stärke sein kann.
Diese Aussage finde ich richtig toll und zudem noch verpackt in einer spannenden Story. Schön hätte ich gefunden, wenn die Fehlerhaften, die wir im Buch kennen lernen nicht nur eher irrelevante Fehler gemacht hätten bzw. solche, die nur in den Augen der Gilde schlimm sind. Wenig berücksichtigt wird hier, dass man als Mensch auch wirklich schlimme Fehler macht, die man tatsächlich aus tiefstem Inneren bereut und die trotzdem etwas Gutes hatten, nämlich, dass man sie nicht noch einmal macht. Es reichte mir aber auch so vollkommen als Denkanstoß – wie ihr seht!
Obwohl mich der Schreibstil und der Erzählstil, sowie die Ausarbeitung der Charaktere wie schon beim Vorgänger nicht so gut gefallen haben, kann ich dieses Buch definitiv weiterempfehlen!
3,6 Sterne!
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