[Rezension] “Marta schläft” von Romy Hausmann
Da ich letztes Jahr von Liebes Kind ziemlich begeistert war, habe ich mich sehr auf Romy Hausmanns neuen Thriller gefreut.
Ob dieser meinen hohen Erwartungen gerecht werden konnte?!
Worum gehts?
Nadja, die in schwierigen Verhältnissen in Polen aufgewachsen ist und nun in einer Anwaltskanzlei arbeitet, wird überraschend von einer alten Arbeitskollegin und Freundin aufgesucht, die ein ungewöhnliches Anliegen hat: Nadja soll ihr helfen, einen Mord zu vertuschen.
Dabei wünscht sich Nadja nichts sehnlicher als ein ruhiges und unauffälliges Leben zui führen, nachdem Sie vor langer Zeit bereits für ein schreckliches Verbrechen verurteilt worden ist.
Dennoch lässt sie sich breitschlagen, zu helfen und findet sich plötzlich in einer bizarren Situation wieder. Wie sehr Ihre Vergangenheit sie zur perfekten Schuldigen macht, fällt ihr zu spät auf.
Meine Meinung
Ich hatte, wie gesagt, sehr hohe Erwartungen an dieses Buch, da mir Liebes Kind so gut gefallen hatte. Und ich muss leider direkt sagen, dass diese nicht erfüllt wurden.
Etwa die erste Hälfte des Buches fand ich einfach nur unglaublich verwirrend und langatmig. Die Erzählung springt zwischen verschiedenen Personen und Zeiten hin und her und als sich dann für mich langsam die verschiedenen Zusammenhänge lichteten, gab es auch schon eine wichtige Auflösung, mit deren Umständen und Hintergründen dann noch der Inhalt der zweiten Hälfte gefüllt wird. Ein Erzählstrang, der für die Kernstory gar nicht wirklich wichtig ist, bekommt viel Raum, während andere Dinge eher schnell abgehandelt werden. Aber zumindest erfahren wir später auch noch mehr über die Vergangenheit der Protagonistin Nadja, die gegen Ende sogar mit einem -zumindest für mich- Gänsehautmoment auch noch den Titel des Buchs erklärt.
Damit möchte ich nicht sagen, dass das Buch insgesamt schlecht war, aber es fehlten die Merkmale die einen Thriller für mich so richtig thrilling machen: Die atemlose Spannung bis zum Schluss oder auch das psychologische Drama um einzelne Personen, das das Potenzial hat, in einer Katastrophe zu enden, was ja auch meistens passiert oder manchmal auch die moralische Beleuchtung eines Themas, die einen als Leser zwingt, zu überlegen, wie man selber handeln würde und sich so unweigerlich in die Situation hineinversetzen zu müssen. Die letzten beiden Punkte sind hier zwar von Bedeutung, werden aber gefühlt eher angekratzt. Nadjas Vergangenheit ist so ein dunkler Fleck, um den der Leser kreist, und dessen Auflösung auch tatsächlich ziemlich creepy ist, ebenso erscheint einem die Beziehung zu ihrer Arbeitskollegin Laura und ihrem Chef, der zugleich Lauras Ehemann ist, irgendwie merkwürdig und ungut. Ja, und der Umgang aller Beteiligten mit dem Mord, der passiert ist, passt auch ein wenig zur Kategorie des psychologischen Dramas und der moralischen Bewertung. Aber um diesen wirklich guten Ansatz weiter auszuarbeiten, ist das Buch etwas zu kurz, was bei mir dazu führte, dass ich keinen richtigen Draht zu den Personen bekam und sie für mich etwas flach wirkten. Wobei “kurz” bei 400 Seiten vielleicht nicht das richtige Wort ist, aber es geht eben am Anfang viel für die Einführung der verschiedenen, teilweise gar nicht nötigen, Zeitebenen und Personen drauf, die ich allerdings nur verwirrend fand und bei denen daher noch keine richtige Spannung aufkam, sodass für den psychologischen Thriller oder nennen wir es eher Drama, dann nur noch die zweite Hälfte blieb. Das “bizarre Spiel” in dem sich Nadja laut Klappentext wiederfindet, wirkte dadurch für mich irgendwie unfertig und abgehackt und die Auflösungen recht unspektakulär.
Keine Sorge, der Roman ist nicht ganz ohne Spannung. Es gibt eine subtile Grundspannung, die wahrscheinlich einer unheimlichen Atmosphäre durch die vielen offenen Fragen zu verdanken ist und die Geschichte liest sich, wenn man die anfängliche Verwirrung außer Acht lässt, auch recht flüssig. Die Auflösungen sind schlüssig und interessant. Es ist ein solider Krimi, aber für mich leider auch nicht mehr. Die Begeisterung, die ich bei Romy Hausmanns ersten Thriller verspürt habe, blieb leider aus.
Vielen Dank an den dtv Verlag, der mir dieses Rezensionsexemplar zugeschickt hat!
Anzeige// Angaben zum Buch
Titel: Marta schläft
Autorin: Romy Hausmann
erschienen am: 24.04.2020
Verlag: dtv
Seiten: 400
ISBN: 978-3423262507
Preis (Broschiert): 16,90€
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