Rezension: “Kalte Haut” von Martin Krist
Worum es geht…
Der Sohn des Berliner Innensenators, der gerade mit seiner Ausländerpolitik für Furore in der Presse sorgt, wird entführt und ein Foltervideo direkt der Presse zugespielt. Dann wird eine Journalistin mit der Aussicht auf Insiderinformationen zu einer anderen Story zu der Leiche gelockt. Zunächst deutet alles auf eine politisch motivierte Tat hin.
Die Kriminalkommissarin Sera Muth und ihr Team ermitteln in diesem Fall und ziehen den Psychologen und Fallanalytiker Dr. Robert Babicz hinzu.
Dieser ist gerade erst nach einem vierjährigen Aufenthalt in den USA, wo er eine Ausbildung zum Profiler machte, in seine Heimatstadt Berlin zurückgekehrt und hat eigentlich schon genug mit seinem Jetlag und alten Beziehungen, die unter seiner plötzlichen Abreise damals gelitten haben, zu tun.
Doch die Art dieses Verbrechens erinnert Dr. Babiecz stark an einen Mörder, an dessen Verhaftung er in den USA maßgeblich beteiligt war. Die Presse nannte ihn den Knochenmann – er häutete seine Opfer. Genau wie es bei dem Politikersohn der Fall ist.
Und dann taucht auch bald ein neues Foltervideo auf….
Meine Meinung
Kalte Haut ist erst der zweite Thriller, den ich von Martin Krist gelesen habe. Und dennoch kann ich schon sagen, dass der Autor es schafft mich besonders durch seine interessanten Charaktere in den Bann zu ziehen.
Hier hätten wir die türkische Kriminalkommissarin Sera Muth, die sich in ihrer Familie als selbstständige arbeitende Frau behaupten muss, obwohl ihre Eltern sie viel lieber verheiratet sähen und dann kommt es auch noch zu einem Mordanschlag auf eine junge Frau in der türkischen Gemeinde, in der ihr Onkel viel zu sagen hat. Ein Ehrenmord? Warum benimmt sich ihr Onkel plötzlich so, als hätte er etwas zu verbergen?
Dann ist da der Psychologe Dr. Robert Babicz. Er ist vor vier Jahren Hals über Kopf in die USA abgehauen, um sich dort zum Profiler ausbilden zu lassen und hat sich dort durch seinen Ermittlungserfolg in einer berüchtigten Mordserie einen Namen gemacht. Aber war die Ausbildung der einzige Grund für seine überstürzte Abreise oder hatte das Beziehungs-Aus mit einer gewissen Bo auch etwas damit zu tun? Jetzt, wo er plötzlich wieder da ist, hat er seinen Freunden und Verwandten natürlich einiges zu erklären.
Die dritte Person, die hier im Vordergrund steht, ist die Journalistin Tania Herzberg. Sie hofft auf eine Beförderung zur Ressortleiterin beim Berliner Kurier. Sie ist es, die den Link zum ersten Foltervideo zugeschickt bekommt und sie ist es, die die Leiche des Politikersohns findet, als sie dem anonymen Hinweis auf Insiderinfos zu einer Story, an der sie gerade schreibt, folgt. Es scheint, als würde der Mörder sie kennen, denn auch die weiteren Taten sind irgendwie mit ihr verbunden.
Zusätzlich hat auch sie nicht das einfachste Privatleben – ganz im Gegenteil – sie wird von ihrem Ex-Mann gestalkt, der nicht einsehen möchte, dass ihre Beziehung vorbei ist.
Alle drei Handlungsstränge sind schon in sich spannend und kreuzen sich immer wieder auf interessante oftmals überraschende Weise. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht dieser drei Personen erzählt, sodass man auch immer wieder Antworten auf Fragen des einen Erzählstrangs in einem anderen finden kann. Der Autor neigt zudem zu sehr kurzen Kapiteln, die jeweils meist offen, mitten in einer Situation, enden, was zu einem unglaublichen Spannungsaufbau und einem hohen Erzähltempo beiträgt.
Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Besonders gut gefallen mir die kurzen kursiv gedruckten Gedankenfetzen der Protagonisten, Teile vorheriger Dialoge oder Beobachtungen, die offenbar wichtig sind und ihnen nachhängen, weil sie ihnen eine unterbewusste Bedeutung zuschreiben. Diese sind mir auch schon in Böses Kind aufgefallen. Sie machen die Charaktere für mich irgendwie authentischer, ja menschlicher, da sie zeigen, dass auch diese vor einem großen Rätsel stehen und nicht so ganz wissen, wie sie diese Gedankenfetzen einordnen und irgendwie zusammenfügen sollen.
Fazit
Ein rasanter, mitreißender Thriller, der interessante Charaktere und einige Twists bereithält und mich bis kurz vorm Ende im Dunkeln tappen ließ, um mich dann noch einmal richtig zu überraschen.
Kalte Haut hat mir noch weitaus besser gefallen als Böses Kind, das zwar ebenfalls ein interessantes Ermittlerteam zu bieten und mir vom Stil her ebenfalls sehr gut gefallen hat, aber mit der Auflösung des Falls meiner Meinung nach wirklich nicht an diesen Thriller herankommt.
Autor: Martin Krist
Verlag: R&K Berlin (5. Februar 2018) 3. Auflage
Seitenzahl (der Printausgabe): 362
Preis (eBook): 0,99€ (als Taschenbuch: 10,99€)
Dieses Buch habe ich freundlicherweise vom Autor als Rezensionsexemplar erhalten. Vielen Dank dafür!
Hier geht’s zum Buch!*
*Diese Verlinkung kennzeichne ich als Werbung
(c)Cover: R&K Berlin
Beitragsbild: Ricarda Schneider
2 Kommentare
Martin Krist
Danke Dir für diese tolle Rezension. ??❤️
Pingback: